Unsere Zelte

Wir Pfadfinder*innen aus Woffenbach sind traditionell mit Kohten und Jurten auf Fahrt und Lagern unterwegs. Diese sog. Schwarzzelte (Kohte und Jurte sind i. d. R. aus einem dicken schwarzen Baumwollstoff) sind modular aufgebaut, so dass zum einen jeder seinen Teil des Zeltes schultern kann und zum anderen beeindruckende Konstruktionen auch fernab von „normalen“ Schlafzelten möglich sind.

„Kleine“ Jurtenburg, bestehend aus einer mittleren Hochjurte und drei niedrigeren Satellitenjurten.

Die Kohte

Die heute im deutschsprachigen Raum bekannte Kohte stammt ursprünglich aus der Jungenschaft d.j.1.11, einem Bund der Bündischen Jugend (siehe auch Geschichte der Pfadfinderei).
Sie wurde um 1930 von Eberhard Koebel (Tusk) auf Basis der Zeltform der finnischen Samen entwickelt.
Das Zelt ist der samischen Sommer-Kåta (schwedisch für Kate, Kote oder katenförmiges Zelt) nachempfunden. Das Wort Ko(h)te ist sehr alt und stammt bereits aus der finnisch-ugrischen Ursprache. Dorthin dürfte es aus dem Indogermanischen gelangt sein und ist möglicherweise mit unseren Wörtern Haus und Hütte verwandt. Vergleiche auch das flämische Wort „Kot“ (Kate, Niederländisch „Hok“) und das englische Wort „cot“ (Hütte).

Eine Kohte mit Siedlungsfahne in der mongolischen Steppe

Eine Kohte besteht in der Regel aus vier Baumwolltüchern. Diese lassen sich in Schlaufentechnik unter Verwendung von Regenabdeckleisten regendicht verbinden. Die Kohtenblätter werden an ein gebundenes Kreuz gehängt, das ursprünglich von einer Schere aus zwei Stangen gestützt wurde. Je nach Situation findet auch ein Mittelmast, an dem die Kohte hochgezogen wird, Verwendung. Die Schere oder der Mittelmast fällt nicht um, da sie/er durch Zug des Zeltes gehalten wird.
Eine Kohte kann aber auch an einem Baum befestigt werden. Es entsteht durch zusätzliches Abspannen von vier weiteren Ecken eine insgesamt achteckige Grundform. Eine Kohte hat keinen Boden und in der Mitte ein Rauchabzugsloch. Dadurch kann im Inneren ein offenes Feuer gemacht werden. Das Rauchloch kann mit einer Abdeckplane oder einem Poncho abgedeckt werden, um Feuchtigkeit abzuhalten.

Kohten am Pfingstlager der VCP Region Mitte

Der Erfinder Eberhard Köbel (Tusk) hatte vorgesehen, dass jede Gruppe auf ihrer Kohte einen individuell gestalteten, farbigen Ornamentstreifen anbringt. Die übrige Kohte sollte schwarz belassen werden. Mittels eines 30 cm breiten weißen Stoffstreifens, der 50 cm von der Unterkante entfernt angenäht wird, wird ein bemalbarer Untergrund geschaffen und danach mit den Farben blau, rot, grün und gelb bemalt. Heute gibt es nur wenige Gruppen, die sich diese Mühe machen, zumal die Kohten ohne Ornamentstreifen ausgeliefert werden und aufgrund ihrer Qualität i. d. R. auch deutlich länger in Benutzung sind und so von mehreren Gruppen benutzt werden.

Eine Kröte im Wald

Mithilfe eines einzigen Kohtenblattes kann außerdem sehr leicht und schnell während des haijkens eine Schlafstätte für nur eine Nacht auf- und am nächsten Morgen wieder abgebaut werden. Eine sogenannte Kröte!

 

Die Jurte

Frühgeschichte

Eine mongolische Jurte mit ein paar Woffenbacher Pfadfinder*innen

Die Jurte hat schon eine mehr als zweitausendjährige Geschichte hinter sich. Sie wurde früh von den asiatischen Nomaden benutzt, und passte in ihrer Ursprungsform ohne weiteres auf zwei Kamele. Besonders die Mongolen benutzen die Jurte als zentralen Ort ihres nomadischen Lebens, was gesicherte Aufzeichnungen aus dem 6. Jh. n. Chr. belegen. Aber auch in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan benutzten die herumreisenden Völker die Jurte als Schlaf- und Aufenthaltszelt. Die mongolische Jurte, wie die klassische Jurte heute aufgrund ihrer starken Verbreitung innerhalb der mongolischen Nomaden genannt wird, besteht aus einem stabilen Holzgrundgerüst und einer Außenhaut, der mongolischen Tradition entsprechend aus Filz.
Die modulare Aufbauweise durch Dach und Seitenteile benötigte man damals nicht. Den Filz gewannen die Mongolen meist aus eigener Herstellung. Durch die besondere Dichte der Fasern des Filzes wurde es in der beheizten Jurte nie kalt oder nass. Der Filz ist noch winddichter als moderner Jurtenstoff, gleichzeitig aber auch schwerer. Einer der bekanntesten Jurtenbenutzer war wohl Dschingis Khan.
Auch heute noch ist die mongolische Jurte von Tradition geprägt. So ist jeder Platz in der Jurte genau einer Aufgabe und einem Benutzer zugeteilt. Der Herr der Jurte sitzt z. B. meistens gegenüber des Eingangs, um den größtmöglichen Überblick zu haben. Wird einem/einer Fremden ein Platz an seiner Seite angeboten, so ist das als Ehrenzuweisung zu verstehen.
Innerhalb der Jurte wurde früher ein offenes Feuer als Wärmequelle und zum Kochen benutzt. Heutzutage ist diese allerdings einem Ofen mit Kaminrohr gewichen.
Neben den im Land verteilt lebenden, noch immer nomadischen Mongolen gibt es auch verstädterte Mongolen, die in Vorstädten immer noch in Jurten hausen. So entstehen mit Hintergrund von Wolkenkratzer und Großwohnblocks idyllisch anmutende Zeltstädte.

Neuzeit

Jurten am Landeslager des VCP Land Bayern

1928 entdeckte Eberhard Koebel (tusk), Gründer der „deutschen autonomen Jungenschaft“ (dj.1.11). aus der bündischen Jugend, die Idee der Kohte von den Lappen neu und entwickelte sie weiter. Er gilt ebenso als Begründer der modernen Jurte und erfand zudem noch die sog. Jungenschaftsjacke. Koebel entwickelte die Kombinationsmöglichkeit und die modulare Aufbauweise der modernen Kohten und Jurten.
Während der Nazi-Herrschaft, 1934 bis 1945, waren Kohte und Jurte verboten. Sie galten als Ausdruck der Lebensweise und Geisteshaltung der Bündischen, deren Individualismus und Streben nach Selbstbestimmtheit der nationalsozialistischen Gleichschaltung der Jugend zuwider lief. Selbst der Besitz eines Schwarzzeltes war strafbar.
Ab 1946 entwickelten sich die Schwarzzelte zu den Standardzelten der deutschen Pfadfinderbewegung.